Rückblick Vortrag Stadtentwässerung

Zu unserem Vortrag am 15. Mai 2019 konnten wir mit Herrn Hauck und Frau Stricker zwei Mitarbeiter der Stadtentwässerung Stuttgart (SES), einem Eigenbetrieb der Stadt Stuttgart, begrüßen.

Zunächst informierte Herr Hauck anhand der Struktur der SES über die drei wesentlichen Aufgabengebiete der Stadtentwässerung: Ableitung, Sammlung und Reinigung. Diese werden in den operativen Abteilungen „Entwässerung“ (insbesondere Konzeption und Kanalplanung), „Zentrallabor“ sowie „Klärwerke und Kanalbetrieb“ (Klärwerksplanung, -bau und -betrieb sowie Kanalbetrieb) abgewickelt. Statistische Daten vermittelten einen Eindruck von der großen  Abwassermenge, die von der Stadtentwässerung täglich zu verarbeiten ist, aber auch von der großen Differenz des Wasseranfalls zwischen 700 Liter/Sekunde in Trockenzeiten und 100.000 l/s in (Stark-)Regenzeiten, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Dimensionierung der Systeme.

Im historischen Rückblick zeigte Herr Hauck die beeindruckende Entwicklung der Stuttgarter Abwasserbehandlung vom ersten Stuttgarter Kanalsystem in 1874, über das erste Klärwerk in Mühlhausen in 1916 und die erste europäische Klärschlammverbrennungsanlage in 1962 bis hin zu den heutigen modernen Strukturen.

Heute betreibt die Stadtentwässerung Stuttgart neben dem zentralen Klärwerk in Mühlhausen drei weitere Klärwerke in Möhringen, Plieningen und Ditzingen. Die Sonnenberger Abwässer werden dabei dem Hauptklärwerk in Mühlhausen zugeführt.

Für den Sonnenberg zeigte Herr Hauck anhand aktuellen Kartenmaterials einen lediglich geringen Anteil versiegelter Fläche. Entsprechend kann unser Regenwasser vergleichsweise gut auf natürliche Art ungehindert im Boden versickern. Die Dimensionierung des bestehenden Kanalsystems im Sonnenberg wird von der Stadtentwässerung vor diesem Hintergrund als ausreichend angesehen.

Die Zustandskarte des Kanalsystems zeigt für den Sonnenberg keinen unmittelbar akuten (Sanierungs-)Handlungsbedarf im „roten Bereich“. In mittelfristiger Sicht stehen einige Gebiete, wie z.B. in der Kremmlerstraße oder am Neuen Friedhof unter Beobachtung.

Ausführlich ging Herr Hauck auf das gerade im Bau befindliche neue Regenüberlauf- und -speicherbecken im Betzengaiern ein. Das dort vor ca. 30 Jahren errichtete Regenrückhaltebauwerk entsprach nicht mehr den aktuellen Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie und wird nun grundlegend neu gefasst. Die Besonderheit der baulichen Lösung im Betzengaiern besteht darin, dass die beiden Überlauf- und Speicherbecken ineinander gebaut und beide innerhalb der bestehenden Altanlage angeordnet werden. Die Bautafel vor Ort bietet hierzu eine gute Anschauung.

Als weitere bauliche Maßnahme der Stadtentwässerung ist für den Sonnenberg die Ertüchtigung des bestehenden Regenüberlaufs im Bereich der Falkenstraße durch einen Regenüberlaufkanal mit Drosselfunktion und neuem Abschlagskanal zur Christian-Belser-Straße vorgesehen. Die Anwohner sollen hierüber in Kürze ausführlich informiert werden.

Abschließend ging Herr Hauck auf die zukünftigen Herausforderungen der Stadtentwässerung ein, zu denen Themen wie Spurenstoffe, multiresistente Keime und Mikroplastik im Abwasser gehören.

So eröffnete dieser Vortrag für viele Anwesende einen interessanten Einblick in ein nicht so präsentes Thema unseres täglichen Lebens mit hoher Umweltrelevanz. Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Hauck und Frau Stricker für ihren kompetenten und lebhaften Beitrag und bei 25 interessierten Zuhörern.